Bienbien
11.08.2023Nach 10 Stunden Bus fahren sind wir am Donnerstag (3.8) in Trujillo angekommen. Im nahegelegenen Laredo findet der zweite Trainerkurs statt.
Unser Koordinator Christiam ist zugleich unser Gastgeber mit seiner Frau Keren und ihrem Baby. In der bescheidenen Wohnung mit Wänden aus Beton, einem Raum, in dem unsere beiden Matratzen den ganzen Boden ausfüllten und ein Badezimmer ohne Türe oder Vorhang, kommen wir ziemlich aus unserer Komfortzone. Doch werden wir hier mit viel Liebe und gutem Essen versorgt.
Nach unserer Ankunft begleiteten wir Christiam auf seiner Arbeit und besuchten eine vorstufe eines Krankenhauses. Dies war sehr von Gott geführt, denn während den letzten Tage begann sich die Wunde an Sarah's Kopf zu entzünden und die rechte Kopfhälfte war stark angeschwollen. Von einem Moment auf den anderen wurde die Wunde von der Krankenschwester untersucht und versorgt. Dank den Kontakten von Christiam war dies so spontan möglich und Gott weiss auch immer was wir brauchen. Er ist spätestens rechtzeitig.
Am Nachmittag begann der Trainerkurs. Diesmal auf einem Betonplatz, den wir mit vielen Grillen teilten (zur Zeit herrscht eine Grillenplage). Der Trainerkurs hier verlief um einiges spontaner, denn als die Teilnehmer schon da waren, wurde der Ablauf noch kurz besprochen. Auf meine Frage, ob es ein Powerbreak gibt, war die Antwort: "Ja sicher, willst du es machen?" Doch gerade dann, wenn man nicht wirklich Zeit hat, um etwas vorzubereiten und es in Gottes Hände legt, haben wir jedes Mal erlebt, wie Gott durch uns spricht. Gott legte uns die richtigen Worte in den Mund und berührte dadurch auch die Herzen unserer Kursteilnehmenden.
Gemeinsam füllten wir fast das ganze Restaurant, als wir nach dem Kurs ein traditionelles Abendessen genossen.
Christiam und Andrea's Chatverlauf am Freitagmorgen. Christiam: "Wie geht es Sarah?" Andrea: "Bienbien." Eine Stunde später erhält Christiam einen Anruf, dass wir ins Krankenhaus fahren sollten. An diesem Tag mussten wir leider unsere Pläne ändern und ein Krankenhaus aufsuchen, denn die Wunde an Sarah's Kopf, wie auch die Schmerzen waren so gross, wie die Berge an Reis, die es zum Mittagessen und zum Abendessen gab. Die Suche hier nach einem Krankenhaus war allerdings eine Sache für sich und wir entschieden uns, am Abend nochmals in das lokale Krankenhaus zu gehen. Denn Christiam konnte durch seine Kontakte einen Arzttermin mit dem Präsidenten von Laredo am Abend vereinbaren. Wie so viele zuvor konnte der Arzt allerdings auch nicht genau sagen, was es mit der Schwellung und der immer wieder blutenden Wunde am Kopf auf sich hatte, es war halt nur bienbien... Hoffentlich helfen die verschiedenen Antibiotikas und Gebet.
All dies hat uns trotzdem nicht abgehalten den Kurs weiter durchzuführen. Während den Pass und Schussübungen haben die Jugendlichen tatsächlich immer wieder versucht mir Olles zu schieben, was sich zu einem kleinen Wettkampf entwickelte. Die Diskussion, ob es nun Olle, Tunnel oder Hösi heisst, ist auch sehr erwähnenswerter.
Vier Stunden fahrt pro Weg für ein regionales Turnier sind peruanische Verhältnisse. Dazu gehört natürlich auch, dass die Musik voll aufgedreht ist und "Barbie Girl" und ähnliche Lieder abgespielt werden. Am Turnier kamen drei Mannschaften zusammen. Mädchen- als auch Jungsteams hatten ihre eigenen Spiele. Uns reichten 30 Minuten Schiedsrichterinnen zu sein in der Mittagssonne, um ins Schwitzen zu kommen.
Auf der Rückreise standen einige Polizisten auf der Strasse für eine Kontrolle. Unser Auto wurde angehalten, Andrea und ich griffen im selben Augenblick zum Gurt. Was dies angeht haben wir uns ziemlich der Kultur angepasst, was bedeutet, dass man sich fast nie anschnallt. Als wir den Gurt einstecken wollten, stellten wir fest, dass es gar kein Stecker dafür gab. Doch zum Glück interessierte dies die Polizei nicht und wir konnten unseren Karaoketripp von vier Stunden fortsetzen.
Am Sonntag besuchten wir mit Christiam und seiner Familie ihre Kirche. Auf solchen Einsätzen muss man sich wohl daran gewöhnen, dass man spontan aufgerufen wird, um vor der Gemeinde von seiner Arbeit zu berichten.
Das Abschlussturnier vom Kurs fand bei einem Ministry statt, das mit Mädchen arbeitet, die dort wohnen, weil sie sonst kein Zuhause haben. Es ist auch ein Zeugnis zu sehen und zu hören, wie die Mädchen durch das Unihockey aufblühen, Disziplin lernen und das Evangelium hören.
Schweiz gegen Peru, ein kurzes Spiel zwischen Christiam und seinem Bruder Jonathan gegen Andrea und Sarah, musste auch noch sein (das wir knapp gewannen).
Zur Feier des Tages gab es "Pollo a la brasa", Hühnchen mit Pommes gibt es jedes Mal, wenn es was zu feiern gibt.
Nach einem weiteren kurzen Krankenhausbesuch, hatten wir am Montag den Vormittag Zeit uns auszuruhen und die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Am Nachmittag wollten wir eine archäologische Stätte besuchen mit Christiam und seiner Familie, doch als wir davor standen machten uns die Öffnungszeiten einen Strich durch die Rechnung. So gingen wir an den Strand und genossen die Zeit mit Eis und Sonnenuntergang.
Floorball4all, damit sind alle gemeint, auch körperlich beeinträchtigte Menschen. Am Dienstag hatten wir die Möglichkeit mit einer rollstuhlgängigen Frau und einem Mann, dem die rechte Körperhälfte gelähmt ist, Unihockey zu spielen. Die ersten Schritte waren, ein Gefühl für den Stock und den Ball zu bekommen, doch später konnten wir alle zusammen auch einen Match spielen.
Als alle Teilnehmenden unseres Trainings gegangen waren, war noch genügend Energie übrig, dass wir Leitenden gegeneinander spielen konnten und uns ein letztes Mal richtig austoben konnten.
Sanddünen hoch laufen, kann ziemlich anstrengend sein, aber wenn man danach mit einem Sandboard (ähnlich wie ein Snowboard) hinunter fahren kann, macht man dies doch gerne. An einem traumhaft schönen Ort mit See und Sanddünen hatten wir die Möglichkeit uns im Sandboarding auszuprobieren. Mein Fazit: Sand ist ziemlich knusprig zwischen den Zähnen und, wenn die Boards mal in Schwung kommen, dann geht's richtig ab.
Auf die Minute genau erwischten wir am Abend unseren Bus nach Lima. 10 Stunden später werden wir ein bisschen unsanft aus unseren Träumen gerissen, als wir an der Endstation angekommen sind und uns der Busfahrer darauf aufmerksam gemacht hat.
Gott sei Dank hat die ganze Reise auch weiterhin gut geklappt. Denn am Flughafen ging auch alles wunderbar auf, dass wir Andrea's vergessenen Koffer wieder gekriegt haben (weshalb sie eine Woche mit einem paar Unterhose und wenigen Socken ausgeharrt hatte).
Welcome to Ecuador!!! In Quito gut gelandet und auch schon von Freunden abgeholt, landen wir kurze Zeit später an einem reichlich gedeckten Tisch. Und im nächsten Moment trainierten wie zusammen mit der brasilianischen Nationalmannschaft. Denn die Copa ist nur noch zwei Tage weg und die Nationalmannschaften von Brasilien, Peru und Ecuador werden hier in Quito gegeneinander spielen.
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