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Yerevan
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09.00 Uhr ist eine Empfehlung

Es ist Mittwochmorgen in Yerevan, die armenische Hauptstadt erwacht und wir sitzen im Yandex, dem lokalen Uber und tuckern zur Halle. Unsere Erwartungen zur Infrastruktur sind zurückhaltend. Denn die Erfahrungen mit den Sporthallen dieser Welt sind vielfältig. Doch auf einem Hügel über der Stadt thront ein sowjetisch anmutendes Gebilde, ein Verschnitt aus dem Opernhaus in Sydney, einem westeuropäischen Kongresshaus und dem Zürcher Hallenstadion. Und tatsächlich tritt unserer Fahrer vor den Toren dieses Gebildes in die quietschenden Bremsen seines Range Rovers aus dem vorherigen Jahrtausend. Wir betreten eine pompöse und poröse Mehrzweckhalle und beschreiten ein erstes Mal das gewölbte Parkett. Unser zu Hause und unsere Trainingsstätte für die nächsten drei Tage.



Wir präparieren und rüsten unsere 7 Taschen voll Floorball-Glück in Form von Trikots, Stöcken, Überzieher und Taktiktafeln. Die Anspannung und Vorfreude steigt, unsere ersten Trainingsgäste treffen nicht minder gespannt ein, erste Hände werden geschüttelt, Namen ausgetauscht und die «where are you from’s» eröffnen erste spannende und rasch berührende Konversationen. Und dann geht’s los. Wir beginnen mit einfacher Übung zum Führen des Balles und zum Stickhandling. Nicht selten ist das Herausfinden der passenden Stockseite eine Challenge. Der Boden wird gewischt und der Ball verfehlt, aller Anfang ist schwer. Doch das Niveau steigt rasch, erste Tore werden geschossen und Schweisstropfen vergossen. Wir Coaches gewöhnen uns an die Atmosphäre, die Leute, den holprigen Boden und die Einheitsstöcke (mit einer Ausnahme). Auch der gewöhnungsbedürfte Setup der Doppelsimultanübersetzung vom Englischen ins Armenische und parallel ins Russische ist bald kein Problem mehr. Wenn da nur der tiefe bis nicht-existierende Koffeingehalt des nicht-vorhandenen Frühstücks wäre, der dem einen oder anderen Coach etwas zu schaffen macht. Wäre ja langweilig, wenn am ersten Trainingstag alles rund laufen würde. Koffeinentzug auf die armenische Weise.



Gestärkt vom Lunch schreitet der Trainingstag voran und das erste Highlight rückt näher, der erste Match. Das Trainingsspiel endet versöhnlich mit 1-1 und die gesamte Meute verlässt müde und zufrieden das armenische Hallenstadion in Richtung Armen’s Friend’s Cafe. Die Gitarre auf der Bühne wird rasch gestimmt und erste Lieder werden geträllert, eine gemütliche und wärmende Atmosphäre nach dem ersten Floorball Trainingstag für viele. Gefolgt von feuchten Augen während Andreas Input und Hintergrundinformation zur Organisation Floorball for all. Danach verziehen sich sowohl Coaches als auch Teilnehmende nach Hause.

Wir Coaches durchqueren Jerewan in der geschäftigen Abenddämmerung, geniessen eine wohltuende heisse Dusche und machen uns erneut auf quer durch die Stadt zum Abendessen mit Leadern aus dem eurasischen Raum. Es wird Shawarma schnabuliert, armenischer Wein getrunken, Lebensgeschichten ausgetauscht und Freundschaften geschlossen. Zum Abschluss folgt ein Duduk-Ständchen und wir wackeln müde und zufrieden durch das mittlerweile nächtliche Jerewan zurück ins Bett. Unser Oberhäuptling Hans-Peter nun bestückt mit adäquater Kopfbedeckung aus Tagistan, einem Geschenk des Leaders, welche über Nacht aufgrund des pompösen Umfanges des Hauptes die XXL-Variante auftreiben mussten.



Zeitangaben sind Empfehlungen, obwohl doch die eine oder andere Schweizer Uhr an den Handgelenken hängt. Und so tingeln unsere Teilnehmenden ab 9 Uhr im tunnelähnlichen Tropfensystem auf unserem Parkett ein. Einige neue Gesichter erkennen wir, einige vermissen wir. Nichts Ungewöhnliches. Wir fahren fort mit einer kurzen Repetition und Festigung des Gelernten vom Vortag und gehen zum Filetstück des Trainings über, den Schussübungen. Wrist Shot, Drag Shot und Slap Shots klatschen auf den Holzboden und die gelochten Plastikbälle landen in den Maschen und den Händen unserer Goalies. Das abschliessende Trainingsspiel fällt dieses Mal deutlicher aus und erste Talente werden gescoutet (noch nicht gedraftet). Unser Oberhäuptling und Referee des Herzens übernimmt die abschliessende Regelkunde. Mit schmerzenden Pobacken und ziehenden Rückmuskulatur verlassen wir die Halle und geniessen den Abend heiss geduscht, im Perskindolrausch bei Pizza und Jasskarten.   


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